Die Kriechen-Pflaume, in Österreich Kriecherl genannt, ist eine Unterart der Pflaume, die bei uns wild wachsend heimisch ist. Sie kann als Busch wachsen oder auch die Größe eines Baumes erreichen. Auch was Farbe, Form, Größe und Geschmack der Früchte angeht, ist das Kriecherl an Variationsreichtum kaum zu überbieten: Es gibt Früchte in gelb, orange, rot, bläulich bis ins dunkle Violett. Auch Form und Größe sind unterschiedlich: von klein bis größer, rund bis tropfenförmig.
Dasselbe gilt auch für das Aroma, das eine erstaunliche Bandbreite aufweist und beim Verkochen immer wieder für neue geschmackliche Überraschungen sorgt. So habe ich einmal Kriecherln (klein, rund, orangerot) in den Steinhofgründen gesammelt, die als Kompott ganz unerwartet einen feinen Mandelgeschmack entwickelten.
Es lohnt sich also, die kleinen Leckerbissen zu sammeln. Kriecherln wachsen gerne an Feld- Wiesen- und Waldrändern, bevorzugt mit anderen, meist stacheligen, Büschen gemeinsam. Sie können aber auch als mächtige, allein stehende Bäume in Erscheinung treten. Wenn man einmal ein Auge dafür entwickelt hat, entdeckt man sie eigentlich recht häufig.
Es gibt auch eine Kriechen-Kirsche, die etwa zur gleichen Zeit Früchte trägt wie die Kriechen-Pflaume. Die beiden sind auf den ersten Blick oft nicht klar zu unterscheiden, was für die wilde Küche aber keine Rolle spielt, da die Früchte beider Arten gleichermaßen für die Verwendung geeignet sind.
Kriecherln können auch roh gegessen werden, eine der wenigen Ausnahme im Reich der Wildfrüchte, die oft für den Rohgenuss nicht geeignet sind. Kriecherln sind auch ein feiner, kleiner, gesunder Happen zum Naschen. Der einzige Nachteil von Kriecherln: Sie halten nicht lange. Deswegen rasch verarbeiten oder verzehren.
Aus Kriecherln lässt sich wunderbare Marmelade herstellen. Sie eignen sich für Wildfruchtsaft und lassen sich auch in einen köstlichen, fruchtigen Kriecherlsirup verwandeln. Natürlich kann man auch schmackhaftes Kompott und Fruchtmus daraus zubereiten. Kriecherln eignen sich für Obstkuchen aller Art, ob als Belag oder Füllung. Feste Früchte lassen sich sehr gut kandieren, verzieren Torten oder wandern ins Müsli.
Unreife Kriecherln zeigen, pikant fermentiert, ihre andere, würzige Seite. Nicht zu vergessen, lässt sich aus Kriecherln auch ein hervorragender, fruchtiger Essig herstellen. Und wer hätte gedacht, dass sich Kriecherln auch wunderbar für die Herstellung von Chutney eignen?
Ich bin sicher, dass sich die Liste der Verwendungen noch lange fortsetzen ließe. Also vielleicht ein paar Kriecherln beim nächsten Spaziergang heimbringen, es lohnt sich auf jeden Fall!